Vielleicht wurde euch auch schon mal geraten, Verhaltensweisen eurer Katze, die ihr nicht mögt oder unangenehm findet, ignorieren sollt?
Zum Beispiel wenn sie an ungeeigneten Stellen (aus eurer Sicht, denn aus Sicht der Katze machen diese bestimmten Stellen vielleicht Sinn?) in eurer Wohnung kratzt oder euch sehr früh am Morgen weckt, weil sie laut vokalisiert (miaut)?
Würdet ihr der Katze beim Kratzen (an Stellen die ihr nicht mögt, z. B. Sofa) Aufmerksamkeit schenken, würdet ihr das Verhalten “kratzen an ungeeigneter Stelle” belohnen. Eine Katze die Langeweile hat und an einem Möbel kratzt, weil sie gelernt hat, dass ihr aufspringt und meckert oder auf sie zugeht, wird vermutlich zukünftig öfters dort kratzen, wenn sie Langeweile hat.
Sie hat gelernt “Wenn ich dort kratze, kommt mein Mensch angerannt und erzählt etwas und beachtet mich.” Ziel also erreicht. Denn eine Katze die Langeweile hat, möchte Aufmerksamkeit, egal in welcher Form. Auch euer Schimpfen ist für die Katze Aufmerksamkeit.
Aber auch andere aktuelle Bedürfnisse (außer dass sie beachtet und beschäftigt werden möchte), können so zum Ausdruck gebracht werden. Die Katze ist ja immer auf euch angewiesen, denn in der Regel kann sie viele ihrer Bedürfnisse nicht ohne eure Hilfe befriedigen.
Verhalten was sich für sie lohnt, wird zukünftig vermutlich also häufiger gezeigt. Verhalten was sich nicht lohnt (z. B. Kratzen, ohne dass ihr angerannt kommt) wird zukünftig vermutlich weniger bis gar nicht mehr gezeigt.
Soweit die Lerntheorie. Man könnte nun meinen “Prima, Problem gelöst …”
Jetzt kommt das „Aber“:
Ihr solltet euch immer fragen, welches Bedürfnis eure Katze gerade haben könnte und versuchen ihr Alternativen zu ihrem Verhalten (und von euch unerwünscht) aufzuzeigen.
Das ausschließliche Ignorieren (ohne dass danach etwas kommt) sicher nicht zielführend. Gerade in reiner Wohnungshaltung (und ggf. nach mehreren Stunden Abwesenheit eurerseits) ist eure Katze auf euch und euer Entertainment-Angebot (oder auch Futter u. v. m.) angewiesen.
Verhalten ignorieren sagt der Katze rein gar nichts (sie lernt nicht, sich aus eurer Sicht „richtig“ zu verhalten), auch nicht was sie ansonsten tun kann, um ihr aktuelles Bedürfnis zu stillen. Sie lernt daraus also… nichts!
Ihr zeigt ihr keinen Lösungsweg auf.
Ignorieren kann zudem auch einen blöden Nebeneffekt haben, das Gefühl der Frustration kann sich einstellen.
Frustration ist kein angenehmes Gefühl, kennt ihr sicher selbst auch.
Stellt euch vor, ihr würdet ignoriert, wenn ihr z. B. etwas für euch wichtiges im Freundeskreis bei einem Treffen erzählen wollt und keiner zuhört. Oder ihr blitzt ständig ab, wenn ihr freundlich Körperkontakt zu eurem Partner aufnehmen wollt. Das möchten wir sicher alle nicht für unsere kätzischen Mitbewohner.
Aus diesen Gründen sollten wir mit dem Ignorieren vorsichtig, überlegt und sehr bewusst umgehen.