Noch immer werden diverse Mythen über Katzen in den verschiedensten Medien verbreitet. So auch dieser, dass Katzen ruhig mal bis zu 48 Stunden alleine gelassen werden dürfen.
Gemeint ist in solchen Fällen, dass sie nur mit Futterautomat und Trinkbrunnen versorgt, allein ohne jeglichen Sozialkontakt Zuhause bleiben.
Katzen würden damit angeblich gut zurechtkommen und maximal noch Spielzeug brauchen, um sich selbst zu beschäftigen.
Denn schließlich seien Katzen anspruchslose Tiere und bräuchten den Menschen nur als „Personal“ oder „Dosenöffner“.
BULLSHIT!
Katzen sind anspruchsvolle Tiere!
Katzen sind alles andere als selbständig, denn wir haben ihnen die Kontrolle über ihr Leben genommen. Sie sind (vor allem in Wohnungshaltung) komplett auf ihre Menschen angewiesen. Sie können nicht einfach losziehen und Mäuse jagen gehen, Kontakt mit benachbarten Artgenossen aufnehmen oder einfach nur mal einen Streifzug unternehmen, um z. B. Insekten zu beobachten oder irgendwo in der Sonne zu dösen.
- Der Mensch bestimmt, wann die Katze welches Futter in welcher Menge und wo und wie bekommt.
- Wir bestimmen auch, ob und wann sie frische Luft bekommt oder auf den Balkon gehen darf und wann sie Zuwendung bekommt.
Katzen sind zu tiefen Bindungen fähig und genießen vor allem auch einfach nur die Anwesenheit ihrer Menschen. Der Mensch als wichtiger Sozialpartner sorgt auch für die „emotionalen Bedürfnisse“ und ist gleichzeitig überlebenswichtiger Versorger, und damit eindeutig mehr als nur ein „Dosenöffner“ für unsere Katzen. Studien zeigten, dass Katzen häufig ähnliche emotionale Bindungen zu ihren Menschen eingehen können wie Kinder zu ihren Eltern und ihre Menschen durchaus vermissen, wenn sie allein gelassen werden.
Sind Futterautomaten tatsächlich einzig dazu erfunden worden, um Katzen möglichst lange alleine lassen zu können? Damit Menschen in Ruhe übers Wochenende wegfahren können, ohne eine Betreuung organisieren und bezahlen zu müssen?
Es ist reines Schöndenken, sich Katzen in Abwesenheit von Menschen freiwillig alleine spielend vorzustellen. Jeder, der eine Kamera Zuhause aufgestellt hat und seine Katzen darüber beobachtet, wenn sie alleine Zuhause sind, kann bestätigen, dass solche Momente nur max. 1 Minute im Vorbeigehen am Spielzeug andauern.
Ein anderer Bullshit, der in diesem Zusammenhang gerne erwähnt wird ist, dass die Katzen mit „Protestverhalten“ (wie z. B. Unsauberkeit) und „Beleidigtsein“ reagieren, wenn es „ihnen zu lange war“.
Doch auch dafür gibt es dann wieder „Tipps“, und zwar die „Anschaffung*“ von „besonders pflegeleichten Katzenrassen“, die noch besser und noch länger allein bleiben können.
Sind „ruhige Katzen“ (unabhängig von der Rasse) wirklich zufriedener und leiden weniger unter dem Alleinsein? Oder sollten wir uns zunächst fragen, was ruhige Katzen ausmacht und was hinter diesem Verhalten steht?
Würden wir jemanden, dessen Überleben von uns abhängig ist, 24 oder gar 48 Stunden sich einfach selbst überlassen?
Solch ein verantwortungsloses Verhalten grenzt an Tierquälerei! Denn es sollte selbstverständlich sein, dass die Katze mehrfach am Tag mit frischem Futter, Wasser und sauberem Katzenklo versorgt wird und Einladungen zum Spiel und Zuwendungen bekommt.
Das gilt für Einzelkatzen genauso wie für Katzen in einem Mehrkatzenhaushalt!
Und wer nicht dazu bereit ist, adoptiere bitte einfach keine Katze, sondern schaffe sich die völlig anspruchslose Plüschkatze an.
Menschenfreundliche Katzenprodukte so wie menschenfreundliche Katzenhaltungstipps sind das Produkt der menschlichen Dekadenz und haben rein gar nichts mit einer verantwortungsvollen und bedürfnisgerechten Katzenhaltung zu tun.
*Katzen sind jemand und nicht etwas und deshalb ist das Wort “Anschaffung” unangebracht