Eine Frage der Umsetzung
Er ist beliebt, vor allem beim Menschen: der Laserpointer als Katzenspielzeug. Es gibt sie in verschiedenen Farben, Formen und Größen, ja sogar automatische Geräte gibt es. Viele – sonst schwer zu animierende – Katzen sind nicht wieder zu erkennen, wenn sie den roten Lichtpunkt jagen: sie springen und rennen, gehen über Tische und Bänke oder klettern Wände und Vorhänge hoch, um den Punkt zu erwischen. Aber es gibt auch gegenteilige Meinungen: Der Lichtpunkt soll für Frustration verantwortlich sein und manchmal auch Verhaltensstörungen auslösen oder die Entwicklung dieser unterstützen.
Vorteile
Der Laserpointer hat den großen Vorteil, dass sich viele, sonst eher träge Katzen zu mehr Bewegung animieren lassen. Auch die Umsetzung für den Menschen erscheint zunächst einfach: er kann auch nebenbei ein wenig mit der Katze spielen und sie beschäftigen. Der Laserpointer an sich ist klein und leicht zu handhaben. Und es macht Spaß, der Katze beim wilden hin und her jagen zuzuschauen.
Nachteile
Laserpointer bergen ein großes Verletzungsrisiko, wenn versehentlich in die Augen der Katze geleuchtet wird. Wird der Laserpointer zu hektisch bewegt, überfordert das viele Katzen und sie steigen aus dem gemeinsamen Spiel aus oder die Erregung steigt sehr schnell sehr stark an. Außerdem kann der Punkt nicht gefangen werden, egal wie sehr die Katze sich anstrengt: Licht kann man nicht anfassen. Darum besteht die Gefahr, dass die Katze große Frustration erfährt, wenn zu lange, zu wild oder zu häufig mit dem Laserpointer gespielt wird. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass sich aus dieser Spielsituation heraus ungesundes, zwanghaftes Verhalten entwickelt.
Frustration beim Jagen?
Beim Spiel mit dem Laserpointer ist die Beute zwar sicht- aber nicht greifbar, egal wie sehr sich die Katze anstrengt – Licht kann man nicht anfassen, geschweige denn festhalten. Katzen reagieren sehr unterschiedlich auf diesen Umstand: Einige strengen sich immer mehr an und verknüpfen dieses Spiel mit hoher Erregung und Frustration, andere verlieren das Interesse, weil sie verstanden haben, dass sie den Punkt nicht fangen können.
Es gibt auch Katzen, die bis zur Erschöpfung den roten Punkt jagen. Das hat aber nichts mehr mit Spiel und Spaß zu tun, sondern bekommt dann zwanghafte und ungesunde Züge.
Diese Art von Beschäftigung ist in jedem Fall sehr unbefriedigend und eine Quelle für große Unzufriedenheit. Dieser Frust muss nach dem Spiel aber irgendwo abreagiert werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird er nach dem Spiel in den Alltag getragen, wenn er nicht umgelenkt und abgebaut werden kann. Hier muss dann vielleicht die Partnerkatze oder die Bezugsperson selbst als „Blitzableiter“ herhalten. Die Katze wirkt dann mitunter unzufrieden und launisch. Bei einem Menschen würde man sagen, er hat „eine kurze Lunte“. Das heißt, die Katze wird schneller und ungehaltener reagieren, wenn sie ein Bedürfnis hat, das nicht direkt gestillt werden kann. Sie wird mit unter schneller mit unerwünschtem Verhalten reagieren.
Abhilfe
Wenn Sie also eine Katze mit nicht greifbarer Beute beschäftigen möchteen, achten Sie unbedingt darauf, dass die Katze zwischendurch immer wieder und ganz besonders am Spielende doch zum Erfolg kommt und mit ihren Pfoten und Zähnen eine Spielbeute fangen und packen, und – wenn es sich um ein Leckerlie handelt – sogar fressen kann.
Spiele mit Licht und anderen nicht greifbaren Beuteobjekten sind durchaus machbar, solange sie nicht zu lange oder zu oft gespielt werden: Wir reden hier aber eher von Sekunden als von Minuten! Am besten, Sie lassen den Hauptteil des Spiels mit echten Beuteobjekten stattfinden, die die Katze fangen und festhalten kann. So nutzen Sie den Laserpointer als Aktivierung, Motivation oder als Wegweiser zu vorher versteckten Spielzeugen oder Leckerchen.
Sie sollten den Pointer niemals separat, sondern immer in Kombination mit echter (Ersatz-) Beute einsetzen: Legen Sie vor dem Spiel sichtbar oder ein wenig versteckt (um für einen Überraschungs-Effekt zu sorgen) eine Spielbeute in Form von Leckerchen, Rupftüten oder Spielzeug aus. Nach ein wenig Lichtpunktjagen (maximal 10 Sekunden) lotsen Sie die Katze mit Hilfe des Laserpointers auf die vorbereitete Spielbeute (versteckt unter einem Türschlitz, in einer Ritze, hinter einem Tisch- oder Stuhlbein oder unter einer Decke).
Am besten spielen Sie nur eine ganz kurze Zeit und vor allem nicht täglich mit dem Lichtpunkt (aber immer in Kombination mit echter Beute). Legen Sie dann den Laserpointer weg und wechseln zu einer greifbaren Spielbeute, z. B. einer Katzenangel oder einer Wurfbeute. Bei allen Anzeichen von Zwanghaftigkeit und gesteigerter Erregung nach dem Spiel ist der Laserpointer für diese Katze eher ungeeignet und sollte nicht mehr zum Einsatz kommen. Es gibt so viele tolle Spiel-Alternativen, die genau so viel Spaß machen und die weniger oder keine Nebenwirkungen haben, z. B. ein Prügel-Buddy.
Gefahr von Stereotypien
Wichtige Faktoren, die die Entstehung von sogenannten Stereotypien oder Zwangsverhalten begünstigen, sind die große Frustration durch die nicht greifbare Beute und die gleichzeitig extrem hohe Motivation der Katze, die Lichtbeute doch zu fangen und zu „erlegen“. Diese Verhaltensstörungen entstehen oft im Zusammenhang mit großer Frustration und Überforderung. Das Risiko der Entstehung einer solchen Erkrankung wiegt den Nutzen bei weitem nicht auf!
Cooldown
Wenn die Katze vom Laserpointerspiel stark erregt ist, sollten Sie nicht einfach mit dem Spiel aufhören und sie sich selbst überlassen. Helfen Sie ihr besser, vom hohen Erregungsniveau herunter zu kommen und sich zu entspannen. Das können Sie erreichen, indem Sie damit beginnen, den Pointer langsamer zu bewegen. Dann wechseln Sie zu einem anderen, greifbaren Spielzeug und bewegen auch das mit der Zeit immer langsamer. Besonders eignen sich hier Lauerspiele, z. B. Stochern. Zum Abschluss bieten Sie der Katze noch ein wenig Futter aus dem Fummelbrett an oder clickern einige bekannte, beliebte Tricks mit ihr. Wenn Sie beide mögen, können Sie dann noch eine Kuschelrunde anschließen.
Wichtig ist, dass die Katze auf ihrem Erregungsniveau geholt wird und ihr dabei geholfen wird, sich zu entspannen. Mit so einen Cooldown sollten Sie übrigens jedes Spiel mit erhöhten Erregungslagen ausklingen lassen, nicht nur Laserpointerspiele.
Regeln für den Einsatz als Katzenspielzeug
Eine gut gemeinte Beschäftigungsidee kann sich, wenn sie einmal genauer unter die Lupe genommen wird, als wenig sinnvoll, wenig artgemäß und im schlimmsten Falle sogar als krankheitsfördernd entpuppen. Setzen Sie den Laserpointer, wenn überhaupt, mit großer Sorgfalt und tendenziell eher selten ein. Außerdem beachten Sie bitte folgende Regeln:
- Niemals in die Augen der Katze oder auf reflektierende Oberflächen leuchten! Das Laserlicht kann die Netzhaut der Katze oder auch des Menschen verletzen.
- Bewegen Sie den Punkt immer von der Katze weg über den Boden. Sie befinden sich dabei am besten hinter der Katze. So wird die Gefahr, der Katze versehentlich in die Augen zu leuchten, verringert.
- Der Laserpointer ist kein Kinderspielzeug! Nur Personen, die mit der Katze und ihren Reaktionen vertraut sind, sind in der Lage, ihre Bewegungen und Reaktionen soweit einzuschätzen, dass das Verletzungsrisiko minimiert wird.
- Imitieren Sie mit den Bewegungen des Lichtpunktes echtes Beuteverhalten: gemäßigtes Tempo, kurz innehalten, dann weiterbewegen, vielleicht ein kleines Zittern oder Zucken auf dem Boden und nur ein kleines Stück die Wände hoch oder auf Möbel „kriechen“. Ganz ähnlich wie man eine Spielangel oder eine Gerte bewegen würde. Das verhindert eine Überreizung und Überforderung der Katze,
- Spielen Sie nach einem kurzen Laserpointerspiel mit einem echten Beute-Spielzeug weiter oder werfen Sie z. B. Leckerchen, damit das Spiel mit einem Erfolg abgeschlossen werden kann.
Fazit
Der Laserpointer ist für einige Katzen ok, für viele aber ungeeignet – vor allem in Kombination mit der häufig ungünstigen Handhabung durch den Menschen. Er birgt sogar echte Gefahren für das Wohlergehen der Katze.
Wenn Sie aber die o. g. Regeln beachten, ist es möglich, den Laserpointer als Wegweiser zu echter, greifbarer Beute einzusetzen und so den Katzenalltag wieder ein Stück weit zu bereichern.
by Anne-Katrin Mausolf