Kommt dir das bekannt vor: Dein Partner oder deine Freundin sind total gereizt und nach einiger Zeit in ihrer Gesellschaft verschlechtert sich auch deine Stimmung? Oder hast du schon einmal erlebt, dass Gefühle von Frustration in dir aufgekommen sind, wenn dein Gegenüber über viele Tage hinweg Trübsal bläst und dich mit jeder gut gelaunten Idee abblitzen lässt?
Solche Phänomene sind recht normal. Wenn wir Zeit mit anderen verbringen, nehmen wir ihre Stimmungen wahr – und zwar nicht nur, wenn diese klar geäußert werden. Oft unbewusst werten wir Körpersprache, Tonlage, Mimik und Gestik aus und richten uns daran aus. Wenn es gut läuft, steckst du andere mit deiner fröhlichen Stimmung an. In anderen Fällen lösen deine Stimmung und dein Verhalten in Anderen Gefühle von Traurigkeit, Wut oder Frust aus. Für letzteres gibt es verschiedene Gründe: Vielleicht schwappt deine Stimmung auf sie über und sie sind mit dir und für dich traurig oder wütend. Möglicherweise nehmen sie deine Stimmung aber auch persönlich, erleben Gefühle von Verantwortung für dein Befinden oder sind enttäuscht, dass sie es nicht schaffen, dich aufzumuntern.
Wie man auf die Stimmungen anderer reagiert, ist nicht nur abhängig vom eigenen Charakter und früheren Erfahrungen, sondern auch von der Beziehung und der stattfindenden Kommunikation, etwa im Sinne von „Mein Tag war heute unterirdisch. Bitte nimm es mir nicht übel, dass ich jetzt eine Runde alleine spazieren gehe. Das hat mit dir nichts zu tun – ich möchte mir gerne erstmal entspannen, damit du das nicht alles abbekommst.“
Unsere Stimmung und unsere Katzen
Katzen leben mit uns heute meist ausgesprochen eng zusammen. Wir Menschen stellen für sie wichtige Sozialpartner dar – oftmals sind wir für die Katze sogar die einzigen Sozialkontakte. Damit sind sie auch Teil unseres Familiensystems und als solches ebenso von unseren Stimmungen betroffen wie menschliche Familien- oder Haushaltsmitglieder. Allerdings können wir ihnen nicht mit Worten vermitteln, was uns gerade traurig oder genervt sein lässt und dass sie es nicht sind …
Wie auch wir Menschen weisen Katzen große Unterschiede dahingehend auf, wie sie reagieren, wenn ihre Menschen traurig, deprimiert, gereizt, gestresst, gut gelaunt, kreativ oder überdreht sind. Manche Katzen scheinen gegenüber den Stimmungen ihrer Menschen völlig immun und sind recht stabil ihr typisches Selbst. Andere hingegen scheinen Stimmungen aufzunehmen und ihrerseits gedrückt und still, gereizt und aggressiv oder auch mit Rückzug, kreativen Kontaktangeboten oder erhöhter Kuschelbereitschaft zu reagieren. Einige Menschen berichten sogar, dass sie den Eindruck haben, ihre Katzen würden sie bei Traurigkeit oder Schmerzen trösten, indem sie untypisch engen Körperkontakt suchen.
Was genau in Katzen vorgeht, wenn ihre Menschen in negativen Gemütszuständen verharren, bleibt unklar. Durch viele Beobachtungen hat sich jedoch gezeigt, dass Katzen zufriedener, sicherer und weniger frustriert wirken, wenn ihre Menschen entspannt sind.
Stimmung zu Pandemie-Zeiten – und eine Einladung
Das Jahr 2020 hat es für viele Menschen wirklich in sich (gehabt). Die Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf viele Lebensbereiche, sei es die eigene Gesundheit, das Bedürfnis nach Nähe, die Sorge um den Arbeitsplatz, die sich verändernden Erkenntnisse aus der Wissenschaft oder der Umgang mit den unterschiedlichen Meinungen zu Maßnahmen. Und dazu kommt bei den meisten Menschen noch der ganz normale Wahnsinn – die wenigsten gehen ja den überwiegenden Teil der Zeit gut gelaunt und völlig entspannt durch ihren Alltag.
Im Namen von Team Katze möchte ich dich heute einladen, etwas für dich selbst zu tun. Nimm dir doch mal eine Viertelstunde Zeit und setze dich mit Zettel und Stift an einen gemütlichen Ort. Zünde eine (LED-) Kerze an, gönne dir ein leckeres Getränk und notiere dir:
Welche kleinen und großen Dinge tun dir gut? Was löst in dir Entspannung und Gelassenheit aus? Wie kannst du Anspannung und Ärger abreagieren, so dass deine zwei- und vierbeinigen Lieben weniger davon abbekommen? Was bereitet dir Freude oder löst ein Gefühl von Wärme in dir aus? Lasse deiner Fantasie freien Lauf und zensiere nichts.
Anschließend kalkuliere kurz, wie viel Zeit deine Ideen mindestens in Anspruch nehmen, wenn du sie umsetzen möchtest, und ob sie ohne Unterstützung Dritter möglich sind.
Hier einzelne persönliche Beispiele von mir:
- kurz aufs Mini-Trampolin – 5 min – jederzeit allein möglich
- einmal um den Block gehen – 10 min – jederzeit allein möglich, verblüffend erfrischend bei Regen
- Wellnesstag mit Sauna – 5 Stunden – geht nicht während Lockdown … (zweitbeste Lösung überlegen, vielleicht Moorbad?)
- Ordnung schaffen – 3 min – jederzeit allein möglich
- fest in den Arm nehmen lassen – 2 min – braucht jemanden
- Joggen gehen – jederzeit allein möglich
- auf Wärmekissen aufs Sofa mit Kater auf dem Bauch – 30 min – Monty muss zuhause sein und weniger als eine halbe Stunde wäre für ihn enttäuschend 😉
- Klönschnack mit Nachbarin oder am Telefon – 5 min
- Spieleabend – 2 Stunden – braucht andere, schwierig im Lockdown (Plan B – Zoom-Spiel aushecken
Nun markiere dir mit unterschiedlichen Farben, auf welche deiner Ideen du direkt richtig Lust bekommst (Farbe 1), welche davon geeignet sind, dir eigentlich im Nullkommanichts bessere Laune zu spenden (Farbe 2), welche du in den nächsten 30 Tagen mal wieder umsetzen möchtest (Farbe 3) und über welche deine Katze sich vielleicht sogar besonders freuen würde (Farbe 4). Und für die angenehmen Dinge, für die du andere Menschen benötigst, verabrede dich mit ihnen doch einfach mal wieder dafür oder sage ihnen, wonach du dich sehnst (Farbe 5).
Beginne mit der Farbe, die dich am meisten anlacht, und tu dir sofort etwas Gutes – vielleicht hängst du dir für morgen gleich einen Erinnerungszettel an eine gut sichtbare Stelle? Und wie wäre es, wenn du dich von deinem Handy-Kalender in wenigen Wochen an die nächste Farbe erinnern lässt?
Ausblick
Lass es dir in den nächsten Wochen so gut wie möglich gehen. Erlaube dir, den Stress loszulassen, tröste dich, wenn du traurig bist, und fröne der Gelassenheit, wann immer du kannst. Ich bin mir sicher, dass dies nicht nur deinen Alltag angenehmer machen wird. Deine kleinen Selbstfürsorge-Aktivitäten werden zwar vielleicht etwas Zeit von der Zeit mit deiner Katze abzwacken, aber dafür bist du vermutlich auch friedlicher, freundlicher, kuscheliger und vielleicht sogar kreativ-engagierter als in der letzten Zeit – und deine Katze wird das genießen.
Ich wünsche dir und deiner Katze oder deinen Katzen entspannt-aktive und schöne kommende Wochen,
Christine
P.S.: Wenn du neugierig bist, kannst du ja mal bewusst beobachten, welche angenehmen Veränderungen dir bei deiner Katze auffallen, nachdem du dir 4 Wochen, 8 Wochen, 12 Wochen regelmäßig konstruktive Momente, Minuten, Stunden für dich erlaubt hast.