Gesundheit

Diabetes bei Katzen – Teil 2

Trainingsmöglichkeiten zur Blutentnahme am Katzenohr

Folgende Trainingsidee zur Blutzuckermessung bei der Katze basieren auf dem Training mit sog. Ankündigungssignalen und positiven „Zugaben“ für die Katze. Das bedeutet, du kündigst deiner Katze an, was du vorhast. Keine der Übungen wird mit Zwang ausgeführt. Die Übungen sollen immer spielerischer Natur sein! Sollte deine Katze ängstlich werden oder gar panisch, beende die Übung sofort und versuche es später oder am nächsten Tag erneut. Überfordere die Katze nicht und gehe in kleinen Schritten vor. Auch solltest du die Übungseinheiten immer recht kurz halten.

Als Erstes wähle einen geeigneten Ort aus, an dem die Blutabnahme stressfrei klappen könnte. Dieser Ort sollte relativ ruhig sein, und für die Zeit des Trainings auch weitestgehend störungsfrei. Das Katzenohr sollte gut zu sehen sein und du solltest problemlos herankommen.
Ein Tisch ist gut geeignet, aber auch überall sonst ist das Training möglich. Nun beginnst du, den ausgewählten Platz für deine Katze attraktiv zu machen. Du kannst zum Beispiel öfters Leckerli (geeignete Leckerli für Diabetiker) dort “zufällig” liegen lassen. Ab jetzt wird die Katze immer gelobt (Streicheleinheiten, wenn sie diese schätzt, oder Futter) wenn sie diesen Platz freiwillig aufsucht und du das mitbekommst.
Falls du die Katze clickerst, könnt ihr dort euer tägliches Clickertraining absolvieren. Du kannst auch dort eine bestimmte Decke oder Matte hinlegen, oder auch einen Karton mit sehr niedrigen Seitenwänden (damit du noch gut an das Katzenohr herankommst).

Auch hier gilt: Sucht die Katze von sich aus diesen Ort (Matte, Decke, Karton) auf, wird sie gelobt und belohnt. Du kannst die Katze auch auf diesen Ort locken, und dann loben und belohnen. So kann sie den Ort positiv verknüpfen und abspeichern – das Wohlfühlen fällt dann leichter.
Falls du mit einem Karton oder einer bestimmten Decke übst, belohne das Im-Karton- oder Auf-der-Decke-Sitzen.

Da du deiner Katzen nicht erklären kannst, was du gerade vorhast, benutze doch bitte Ankündigungssignale.
Ankündigungssignale informieren die Katze, was gleich geschehen wird. Das sind optimalerweise Worte, die nicht so häufig im täglichen Sprachgebrauch vorkommen. Ansonsten würdest du vielleicht die Katze verwirren, wenn du ständig diese Worte (beispielsweise bei einem Telefonat) benutzt.
Wichtig dabei ist, das immer dieselben Worte vor den entsprechenden Handlungen deutlich ausgesprochen werden!

Zum Berührungstraining am Katzenohr musst du wissen, wie sehr deine Katze Berührungen am Ohr schätzt. Manche Katzen lieben Ohrmassagen, andere wiederum mögen das nicht so sehr. Kündige ihr bitte mit einem Wort an, was du vorhast. Das bedeutet, bevor du das Ohr der Katze berührst, sagst du immer dasselbe Wort als Ankündigungssignal. Danach folgt sofort eine Belohnung (Clickerkatzen auch gern clicken und belohnen).
Dehne die Zeit des Berührens langsam aus, und massiere auch mal das Katzenohr. Belohne dann sofort, ob mit Loben, Leckerli, Streicheln – was auch immer deine Katze gerne mag.

Wenn die Katze das gut toleriert, kannst ihr die Stechhilfe (ein Gerät, ähnlich wie ein dicker Stift, dort befindet sich die Nadel zum stechen) oder einen Stift zeigen, mit dem du sie am Ohr berühren willst. Lasse sie den Gegenstand ausgiebig beriechen und kennen lernen.

Das Zeigen und Kennenlernen fremder Gegenstände zeigt der Katze, dass du ehrliche Absichten hast und nichts „hinter ihrem Rücken“ mit ihr veranstaltest. Denn bei der Blutzuckermessung kann die Katze ja weder sehen noch erkennen, was du (im Regelfall ja auch noch hinter ihrem Kopf) gerade tust, und wann der „Pieks“ zur Blutentnahme eintritt. Damit es berechenbar, und somit für die Katze einschätzbar werden kann, arbeite auch hier mit einem entsprechenden Ankündigungssignal.

Nun führst du den Stift oder die Stechhilfe zum Ohr und sagst „Pieks“ (oder ein anders Wort was du zukünftig gebrauchen möchtest), danach drückst du kurz den Gegenstand ans Ohr und nimmst ihn sofort wieder weg. Die Belohnung folgt dann sofort (oder Click und Belohnung).
Um die Ohrvene zu erkennen ist es hilfreich, gerade am Anfang, eine Taschenlampe (siehe hierzu oben “Zeigen und Kennenlernen fremder Gegenstände”) zu benutzten. Die Ohrvene liegt eng am äußeren Katzenohr-Rand (circa 2 mm vom Ohrrand entfernt).

Wenn du die Taschenlampe benutzt, pass bitte auf, dass du die Katze nicht blendest!
Bau das „Benutzen der Taschenlampe“ ggf. auch in das Übungsprogramm ein. Alles, was ruhig und routiniert abläuft, minimiert am Ende den Stresslevel.

Klappen die einzelnen Übungsschritte, kannst du mal eine Blutentnahme simulieren.
Dazu lädst du die Katze zum Abnahmeort ein (Ankündigungssignal „Ohr massieren“ geben), massierst kurz das Öhrchen (gebe das Ankündigungssignal für den „Pieks“) und dann drückst du den Übungsgegenstand oder die Stechhilfe kurz ans Ohr. Danach bekommt sie eine „Superklasse Belohnung“. Du kannst auch das Messgerät (mit einem eingelegten Teststreifen) nach dem simulierten Pieks ans Ohr halten, und dann die „Superklasse-Belohnung“ folgen lassen.

Die meisten Blutzucker-Messgeräte geben beim Einlegen des Teststreifens Töne ab oder sprechen mit dir. Das könnte die Katze erschrecken, und sie verknüpft diese Geräusche vielleicht negativ.
Auch die Stechhilfe gibt ein relativ lautes „klack“ beim auslösen von sich.
Verknüpfe die Töne/Geräusche im Vorfeld positiv, d. h. du zeigst der Katze die Geräte und setzt sie in Betrieb bzw. löst die Stechhilfe mal „in der Luft aus“ und gibst der Katze dabei sehr attraktive Leckerlies.

Eine „Durchhaltesignal“ ist eine Art Signal, das der Katze sagt „halte noch ein bisschen durch, es lohnt sich, gleich kommt die Belohnung“.
Bei der Blutzuckermessung stillzuhalten kann durch so ein Signal für die Katze unter Umständen besser zu ertragen sein. Das Durchhaltesignal ist ein akustisches Signal, das der Katze mitteilt, dass sie die aktuelle eher unangenehme Situation noch ein bisschen weiter aushalten muss. Hört die Katze dieses Signal, weiß sie, dass die aktuell unangenehme Situation (z. B. Blut abnehmen) bald wieder beendet wird, und nicht ewig andauert.
Dieses Signal folgt nach dem Ankündigungssignal (z. B. dem „pieks“) und es sind gedehnte Worte oder auch mehrfach nacheinander wiederholte Worte. Diese werden während des ganzen unangenehmen Vorgangs/Manipulation wiederholt. Das gibt der Katze Sicherheit. Sie weiß, dass das Unangenehme noch nicht beendet ist, so lange sie dieses Signal hört. Am Ende dieses Signals folgt immer die „Superklasse-tolle“ Belohnung (oder der Click und die Belohnung). Das signalisiert der Katze, dass sie alles gut gemeistert hat und die unangenehme Situation nun beendet ist. Außerdem wird sie nun für das Ertragen und das Mitmachen belohnt.

Warum solltest du vor dem Blutzuckermessen bei deiner Katze mit dem Messgerät ohne Katze üben?

  • Nach mehrmaligem Üben mit dem Messgerät, wirst du einfach viel sicherer im Umgang mit dem Gerät, und das überträgt sich wiederum positiv auf die Katze, wenn du denn messen „musst“.
  • Wenn du sicher im Handling mit dem Gerät bist und weißt wo du alles stehen hast, um schnell an das Zubehör (wie Wattepads, Nadeln, Teststreifen) während der Blutentnahme bei deiner Katze zu kommen, ist das von großem Vorteil.
  • In der Regel ist ein Fläschchen mit einer Kontrollflüssigkeit beigefügt. Diese solltest du, der Gebrauchsanweisung gemäß, vor Einsatz des Gerätes messen.

by Adriane Schulz