Verhalten

Katzen-Kindergarten

… und man kann sie doch erziehen!

Was ist der Katzen-Kindergarten?

Mit Hundewelpen ist es inzwischen selbstverständlich geworden eine Welpen-Spielgruppe und einen Junghunde-Erziehungskurs zu besuchen. Aber mit Katzen …?

Die Anfänge des Katzen-Kindergartens gehen auf die australische Verhaltensmedizinerin Kersti Seksel zurück. Sie hat bereits vor Jahren begonnen, in ihrer tierärztlichen Praxis Kurse für Kitten ähnlich wie für Welpen abzuhalten.

Denn – junge Katzen fallen erziehungstechnisch immer noch durch den Rost, weil die Ansicht vorherrscht: Katzen kann man ja nicht erziehen!

Doch der Katzen-Kindergarten ist nicht notwendigerweise nur ein Ort, den man mit seinem Kitten besucht, sondern vor allem eine Philosophie, ein Paradigmenwechsel!
Die Philosophie des Katzen-Kindergartens ist eine Veränderung unserer Grundeinstellung zur Katze:

  • Katzen lernen ausgesprochen schnell und gerne
  • Katzen kann man sehr gut erziehen
  • Katzen brauchen unbedingt Erziehung, um mit uns Menschen entspannt und problemfrei zusammen zu leben

Das Ziel vom Katzen-Kindergarten sind Katzen, die gelernt haben ihre Wünsche verständlich mitzuteilen und die nicht neben sondern mit uns Menschen harmonisch und stressfrei leben.

Katzenerziehung beginnt schon bevor die Katze einzieht!

Die frühe Jugendentwicklung von Kitten verläuft sehr schnell – innerhalb weniger Wochen ist aus dem hilflosen blinden Kätzchen ein kleines agiles Raubtier geworden, das vor allem eines im Sinn hat: mir, meins, alles mein und zwar jetzt sofort!

Die Toleranz und das Vertrauen in das grosse Raubtier Mensch muss ein Kitten lernen, sobald es die Augen und Ohren öffnet. Nur in dieser Lebensphase lernt eine junge Katze, dass Menschen gute Freunde sind und dass sie nicht gefressen werden, wenn sie hochgehoben, festgehalten oder untersucht werden.

Somit ist die wichtigste Voraussetzung für eine entspannte Mensch-Katze-Beziehung, sich nach dem Grundsatz Drum prüfe, wer sich ewig bindet nach einem passenden Kitten umzusehen, das einen immerhin oft an die 20 Jahre begleiten wird.
Kitten sollten nach Möglichkeit bis zur 12. (oder sogar 16.) Woche bei ihrer Mutter und Geschwistern bleiben können. Je mehr sie in diesen ersten Wochen erleben und erfahren dürfen, desto besser ist es: verschiedene Menschen und auch Kinder, Futterarten, Spielsachen, Katzenstreu, Gerüche, Geräusche und Aktivitäten … auf jeden Fall fröhliche Erlebnisse sind extrem wichtig!

Erziehung ab dem ersten Tag!

Junge Katzen lassen sich sehr gut erziehen – sie sind lernfreudig, offen für Neues und bringen bei entsprechender Sozialisierung auf den Menschen auch schon ein Grundvertrauen mit.
Das bedeutet nicht, dass sich ältere Katzen nicht mehr erziehen lassen, aber sie haben unter Umständen schon umfassende Lebenserfahrung, mit der sie gewisse Dinge in Frage stellen oder schnell einmal misstrauisch werden.

Zwei einfache Grundübungen

Die ersten beiden Grundübungen bringen einer Katze nicht nur praktische Dinge bei, sondern vermitteln auch wie das Lernen von und mit Menschen funktioniert. Ohne diesen frühen Einstieg in die Erziehung lernen Kitten natürlich genauso schnell – aber schon sind wir Menschen rechts überholt und die Jungkatze weiss, welche Unart sie am schnellsten an ihr Ziel bringt.

Targetübungen sollen Unarten ersetzen:

  1. Das Nasen-Target: Das Kitten berührt den angebotenen Zeigefinger mit der Nase und bekommt einen leisen Zungenclick (mit der Zunge oder den Lippen ein Geräusch machen) und sofort einen kleinen Leckerbissen oder ein kurzes fetziges Spiel. Mit der Zeit kann der Abstand zwischen Finger und Nase vergrössert werden, sodass der Finger auch zum Heranrufen angeboten werden kann.
  2. Sitzplatz-Target: Das Kitten bekommt einen Karton oder eine kleine Decke am Boden angeboten und sobald es sich hinein- oder darauf setzt, kommt wieder der Zungenclick und eine tolle Belohnung.

Aus dem Sitzplatz-Target kann schliesslich die Wunschkiste werden: Wann immer eine junge Katze etwas möchte – ihre normale Mahlzeit, ein Spiel, Streicheln, in den Garten gehen – lädt man sie zuvor in das Sitzplatz-Target ein und als Belohnung bekommt sie anschliessend ihren Wunsch erfüllt. Mit der Zeit, ausreichend Wiederholungen und Aufmerksamkeit von uns Menschen lernt die Katze, dass ihre Bedürfnisse und Wünsche erfüllt werden, wenn sie still an ihrem Platz sitzt. So vermeidet man, dass sich Katzen Unarten wie Kratzen, ständiges Miauen oder anderen Unfug angewöhnen, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen.

by Sabine Schroll