Gesundheit

Diabetes bei Katzen – Teil 1

Bekommt man als Katzeneltern die „Diagnose Diabetes“ für seinen tierischen Mitbewohner, ist es zumeist ein Schock.

Es gehen einem viele Gedanken durch den Kopf wie z. B. „Jetzt muss ich Insulin spritzen“, „Ich soll den Blutzucker messen“, „Ich kann kein Blut sehen“, „Die Katze lässt sich das nicht gefallen“.
Aber keine Sorge, wenn ihr euch gut informiert und vorbereitet, bekommt ihr das mit eurer Katze sicherlich hin.

In diesem ersten Teil fasse ich grundsätzliche Informationen zu Diabetes bei Katzen zusammen. Im zweiten Teil gibt es ein paar „Trainingsideen“ für die Blutentnahme im eigenen Zuhause, dem sogenannten „Home-Monitoring“.

Der Diabetes mellitus wird in zwei Typen unterteilt. Typ 1 und Typ 2.

Beim Typ 1 Diabetes wird kein eigenes Insulin gebildet, hier muss Insulin durch eine Injektion zugeführt werden.

Der Typ 2 Diabetes ist die am häufigsten vorkommende Form bei der Katze.
Verschiedene Faktoren wie zum Beispiel das Alter, das Gewicht oder aber auch die genetische Disposition spielen dabei eine Rolle. Ein Diabetes Typ 2 ergibt sich, wenn die Insulinproduktion nicht mehr ausreicht. Die Folge ist, das die Körperzellen nur noch unzureichend die Zuckermoleküle aufnehmen können. Durch den Energiemangel bewirken die körpereigenen Regulationsmechanismen die Erhöhung des Blutzuckerspiegels.
Der Zucker bleibt im Blutkreislauf und kann nicht von den Zellen aufgenommen werden.
Aber es kann auch eine Blutzuckererhöhung unter der Gabe bestimmter Medikamente vorkommen.
Jede weitere Erkrankung der Katze erschwert leider die Einstellung mit Insulin. Bedeutet, die Katze sollte immer auch auf andere Erkrankungen hin untersucht werden.

Die Symptome bei einer Diabeteserkrankung können sehr vielfältig sein.
Zum Beispiel die Katze trinkt viel mehr als sonst und demzufolge werden große Urinmengen ausgeschieden, oder aber auch ungewöhnlich großer Hunger und dabei nimmt die Katze eher ab als zu. Es gibt noch viele weitere Symptome, und nicht jede erkrankte Katze zeigt die gleichen Symptome.

In der Regel stellt der Tierarzt die Diagnose „Diabetes“ hauptsächlich durch eine Blutuntersuchung.

Eine besondere Bedeutung hat der Fructosaminwert bei Katzen mit Diabetes-Verdacht. Bei Katzen ist der Blutzuckerwert (Glukose) enormen stressbedingten Schwankungen unterworfen. In der Regel sind Katzen beim Tierarzt „gestresst“, da sie sich in einer ungewohnten Umgebung mit fremden Menschen befinden, oder vielleicht auch schon unangenehme Erfahrungen beim Tierarzt gemacht haben. Auch der Transport zum Tierarzt verursacht meist schon Stress. Demzufolge entstehen oft falsch zu hohe Blutzuckerwerte, die nicht der Realität entsprechen.

Der Fructosaminspiegel zeigt sich bei einer Diabetes Erkrankung stark erhöht. Der Fructosaminwert ist im Gegensatz zur Glukose „stress-unabhängig“, und wird deshalb auch als Marker für eine sichere Diabetes-Diagnose hinzugezogen. Dieser repräsentiert den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten 1-3 Wochen. Der Fructosamingehalt wird daher auch als „Blutzuckergedächtnis“ bezeichnet. Natürlich werden auch alle weiteren klinischen Symptome betrachtet, um eine gesicherte Diagnose zu bekommen.

Die Therapie der Wahl ist eine Behandlung mit Insulin. Auch ist eine Futterumstellung in der Regel notwendig. Dabei wird der Katze zweimal am Tag, nach den Mahlzeiten, im Abstand von 12 Stunden das Insulin unter die Haut gespritzt.

Die Einstellung mit Insulin ist sehr individuell. Jede Katze reagiert anders und es gibt keine Pauschalempfehlungen. Die Einstellung mit Insulin obliegt immer dem Tierarzt!

Es gibt verschiedene Arten von Insulin. Die Auswahl des geeigneten Insulins für eure Katze besprecht ihr am besten gemeinsam mit dem Tierarzt eures Vertrauens.
Insbesondere in der Phase der Einstellung der Katze mit Insulin, ist das Messen des Blutzuckers im eigenen Zuhause unabdingbar. Anhand der Blutzuckerwerte wird die Insulindosis berechnet. Bei der Blutentnahme für den Blutzuckerwert ist wichtig dass die Katze kein, oder sehr wenig Stress hat, da Stress ja leider den Blutzuckerwert erhöht. 

Der Bedarf an Insulin bei Katzen kann sich auch im Laufe der Zeit ändern, aufgrund einer Ernährungsumstellung zum Beispiel. Daher sollte die Insulin-Therapie regelmäßig durch Blutzuckermessungen überprüft und gegebenenfalls vom Tierarzt angepasst werden.

Um herauszufinden ob die Insulindosis erhöht oder reduziert werden muss, wird der Tierarzt euch bitten ein sogenanntes „Tagesprofil“ zu messen. Das bedeutet, es wird der Blutzucker nüchtern gemessen, und alle paar Stunden erneut gemessen. In der Regel wird 4 bis 5 Mal über den Tag verteilt der Blutzuckerwert gemessen, um zu sehen, wie sich die Insulingabe auf den Blutzuckerwert im Laufe des Tages auswirkt. Misst man keinen Blutzucker unter Insulintherapie, spritzt man sozusagen ins „Ungewisse“. Und riskiert wohlmöglich eine lebensgefährliche Unterzuckerung, die sogenannte „Hypoglykämie“ (medizinischer Fachbegriff für einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel).
Auf diesen Mangel reagiert der Katzenkörper mit Stresssymptomen wie Schwitzen, Herzrasen und Zittern, eine schwere Unterzuckerung ist ein lebensbedrohlicher Notfall! Die Symptome einer Unterzuckerung können auch mit Symptomen der sogenannten „autonomen Gegenregulation“ darstellen. Bedeutet, der Körper selbst reguliert den zu niedrigen Blutzucker, Heißhunger tritt beispielsweise auf.
Um eine Hypoglykämie zu vermeiden, ist es sehr wichtig den Blutzuckerwert der Katze täglich zu kontrollieren!

Das Hormon Insulin hat ja die Funktion, Glucose (Zucker) aus dem Blut in die Körperzellen zu schleusen. Dort wird Zucker zur Energiegewinnung benötigt. Fehlt Insulin, bauen die Zellen als Ersatz das vorhandene Fett ab. Dabei entstehen saure Stoffwechselprodukte, die sogenannten „Ketonkörper“. Die Ketonkörper reichern sich im Blut an und können zu einer Übersäuerung führen. Diese sogenannte „Ketoazidose“ entsteht bei absoluter Übersäuerung, und zeigt sich z. B. mit der Entgleisung der Elektrolytwerte. Eine Ketoazidose ist immer ein Notfall!
Es gibt Messgeräte, die Ketone im Blut messen können. Es ist ratsam die Ketone im Blut der Katze, in regelmäßigen Abständen, zu messen, insbesondere bei hohen Blutzuckerwerten, oder auch wenn die Katze mäkelig beim fressen ist.

Die Nahrung für Diabetes-Katzen sollte möglichst wenig Kohlenhydrate, und kein Zucker enthalten. Empfohlen werden Futtermittel mit weniger als 10 % Kohlenhydraten in der Trockensubstanz. Meiden sollte man alle Produkte, die entweder Zucker und/oder Getreide enthalten.
Es gibt viele verschiedene Futtersorten, die diese Vorgaben erfüllen. Am besten lasst ihr euch von eurem Tierarzt, oder einem Ernährungsexperten beraten.

Prinzipiell kann jede Katze mit Diabetes Typ 2 in Remission (Erholung, Nachlassen, insulinfrei) gehen. Am höchsten ist aber die Wahrscheinlichkeit einer Remission, wenn die Katze von Beginn an richtig behandelt wurde. Die Behandlung mit einem geeigneten Insulin ist sehr wichtig, sowie die langsame Anpassung der Insulindosis, und ein gutes und konstantes Home-Monitoring.
Am schlechtesten stehen die Chancen für Katzen, die über einen längeren Zeitraum mit zu viel oder zu wenig Insulin behandelt wurden.
Eine Remission muss nicht zwingend dauerhaft sein. Infektionen oder erneute kohlenhydratreiche Ernährung, oder aber auch Medikamentengaben, können jederzeit wieder einen Diabetes verursachen. Katzen, die eine Diabeteserkrankung gut überstanden haben, zählen lebenslang zu den Risikopatienten.

by Adriane Schulz