Was ist Harnmarkieren und wie unterscheidet es sich von der klassischen Unsauberkeit bei Katzen?
Harnmarkieren: Die Katze sprüht mit zitterndem Schwanz und mit den Hinterbeinen tippelnd ihren Harn senkrecht gegen Vorhänge, Gegenstände, Wände, Schränke, Türen etc. (in seltenen Ausnahmen auch waagerecht) = Kommunikationsverhalten
“Unsauberkeit”: Die Katze setzt außerhalb der Katzentoilette Harn ab. Das tut sie in gehockter Stellung und pinkelt dabei eine größere Menge im Strahl = Ausscheidungsverhalten (Ausnahme: “Fahrstuhl-Pinkler” – Katzen, die während dem Harnabsatz mit dem Hinterteil hochkommen).
Katzen kommunizieren u. a. miteinander, indem sie optische oder olfaktorische (riechende) Informationen und Nachrichten über sich hinterlassen, das kann mittels Kratz-, Kot-, Duft- oder eben Harnmarkierungen sein.
Diese Kommunikation dient meist der Fortpflanzung und der „Revierbeanspruchung“, da Katzen vor allem die überlappenden Streifgebiete im Time-Sharing-Modell mit anderen Katzen nutzen. Da es vornehmlich um den Fortpflanzungserfolg und Sicherung der Ressourcen wie Jagdgebiete, Wasserstellen, sicherer Unterschlupf aber auch Wellnessorte geht, markieren grundsätzlich sowohl männliche als auch weibliche Katzen. Und so liegt es in der Natur der Sache, dass intakte Kater natürlich per se markieren. Besonders bei kastrierten Freigängern kann man sehr schön beobachten, wie sie draußen fleißig markieren, während sie dieses Verhalten Zuhause nicht zeigen.
Katzen markieren auch bei hoher Erregung, diese kann sowohl positive als auch negative Erregung sein, wobei bei der positiven Erregung eher ein „Trockenmarkieren“ zu beobachten ist. Auslöser für negative Erregung können unerfüllte Bedürfnisse, Unsicherheit, Angst, Konfliktsituationen sein, so dass man das Harnmarkieren als eine Art Übersprungshandlung im Sinne einer Copingstrategie (bis zu einem Hilferuf) ansehen kann, durch die Anspannung abgebaut wird.
Wenn also kastrierte Katzen in ihrem Zuhause (Heim erster Ordnung) beginnen mit Harn zu markieren, dann bedeutet das, dass in der Welt unserer Katzen ein großer Leidensdruck vorhanden ist – physisch, psychisch oder auch beides zusammen.
Da Katzen lange kompensieren und ihre Schmerzen, Ängste und Schwächen maskieren, ist es oftmals nicht einfach die Auslöser sofort zu erkennen. Es sei denn es handelt sich um Konflikte mit Nachbarskatzen und andere „externe Bedrohungen“, die als Ursache in Frage kommen.
Die Ursachen können bereits vor langer Zeit begonnen haben und erst mit dem Zusammentreffen anderer Auslöser ein unerträgliches Ausmaß für unsere Katzen annehmen, so dass sie diese nicht mehr kompensieren können.
Wo, wann und in welchem Kontext markiert wird gibt oft die ersten Hinweise auf mögliche Ursachen, doch zunächst sollte immer der Gesundheitszustand vom Tierarzt gründlich überprüft werden, da körperliche Schwäche und Schmerzen immer Unsicherheit und negative Erregung zur Folge haben.
Die Folgeschritte sind dann – je nach Ursache – den Lebensraum der Katze kritisch zu überprüfen und zu optimieren, den Lebensalltag vorhersehbarer zu gestalten, eine artgerechtere Fütterung anzubieten und das Klomanagement zu optimieren. In einem Mehrkatzenhaushalt ist es zusätzlich wichtig für einen Ressourcenüberfluss zu sorgen und ggf. mit professioneller Hilfe mit geeigneter Verhaltenstherapie/-Training zu beginnen, um den Katzen zu einem friedlichen/harmonischen Miteinander zu verhelfen.
Alle unsere Bemühungen und Maßnahmen müssen daraufhin ausgerichtet sein, dass sich unsere Katze psychisch und physisch ihrer sicher und im Zuhause willkommen fühlt, einschließlich ausreichender Ressourcen und einer gesicherten Bedürfniserfüllung (physisch sowie psychisch).
Die betroffenen Stellen müssen mit einem guten Enzymreiniger gründlich gereinigt werden. Mit einer Schwarzlichtlampe sollten auch andere Stellen im Haus auf Harnmarkierungen abgesucht werden.
BITTE: Wenn Katzen beginnen ihr Zuhause mit Harn zu markieren, dann sollte der erste Weg zum Tierarzt führen, denn wenn körperliches Unwohlsein, Schmerzen oder sogar eine schwere Erkrankung die Ursache sind, dann müssen wir diese als primäre Ursache behandeln.
Wie bei allen anderen „Verhaltensauffälligkeiten“ gilt auch hier, schnell auf Ursachenforschung zu gehen, die Katze dem Tierarzt für einen ausführlichen Gesundheitscheck vorzustellen und die Haltungsbedingungen zu optimieren, um der Katze zu helfen und auch zu vermeiden, dass das Harnmarkieren zur Gewohnheit wird.
Sich professionelle Unterstützung einer Katzenverhaltensberaterin zu suchen, ist immer die richtige Entscheidung für Katze und Mensch.
Und egal was die Ursache für das Harnmarkieren unserer Katzen ist, brauchen sie dringend unser Verständnis, unsere Liebe, Achtsamkeit mit den entsprechenden Maßnahmen … und unsere Geduld.
by Moon-He Roho