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9 Tipps, wie Fellpflege zu Wellness wird

Wer eine Halblanghaar- oder Langhaarkatze bei sich aufnimmt, muss sich früher oder später mit deren Fellpflege auseinander setzen. Solche Katzen sind oft nicht in der Lage, ihr Fell selbstständig zu pflegen. Nach kurzer Zeit bilden sich Verfilzungen, die mit der Zeit immer größer und unangenehmer werden. Die Haut darunter kann nicht mehr atmen oder gepflegt werden, so dass sich Parasiten oder Keime wohl fühlen und ungestört vermehren können.

Auch die Lebensqualität leidet. Streicheln oder Hochheben finden solche Katzen meist unangenehm, weil es ziept oder weh tun kann, wenn die Verfilzungen berührt werden.

Eine solche Katze hat oft schon schlechte Erfahrungen damit gemacht, zwangsweise gebürstet zu werden. Darum ist es ganz wichtig, dass Sie ihr zeigen, dass Fellpflege auch schön sein kann und dass es sich für sie lohnt, dabei still zu halten und die Berührungen mit Kamm oder Bürste zuzulassen.

Ich habe hier einige Tipps zusammengestellt, die Ihnen und Ihrer Katze dabei helfen,  das Bürsten und Kämmen (neu) kennen zu lernen und die Katze bei der Fellpflege zu unterstützen. Viele Katzen, die gemerkt haben, dass Kämmen und Bürsten nicht weh tun muss, finden Gefallen daran und genießen sogar ihre tägliche (notwendige) Fellpflege.

1. Ohne Schmerzen anfangen

Wenn Ihre Katze bereits stark verfilzt ist, lassen Sie sie beim Tierarzt unter Narkose scheren, bevor Sie damit anfangen, das Kämmen zu üben. So kann sie ohne Ziepen und Schmerzen die neuen Fellpflegeutensilien unvoreingenommen und ohne körperlichen Schmerz kennen und schätzen lernen.

2. Neue Werkzeuge

Viele Katzen haben die Bürste oder den Kamm bereits mit Zwang und Schmerz verknüpft. Sie reagieren entsprechend aggressiv oder mit Meideverhalten bei dem Versuch, die notwendige Fellpflege durchzuführen. Versuchen Sie es einmal mit einer neuen Bürste bzw. einem neuen Kamm, der sich vom alten „Folterinstrument“ unterscheidet.

3. Brauchbare Fellpflegeutensilien

Um wirklich auch das Unterfell auskämmen zu können eignen sich Kämme mit rotierenden Zinken, da diese weniger ziepen. Es gibt diese Kämme auch mit unterschiedlich langen Zinken, so kommen Sie bei sehr dicker Unterwolle sehr tief ins Fell hinein. Ansonsten besteht die Gefahr, dass nur das Deckhaar schön weich und gekämmt ist, sich im Unterfell aber trotzdem Zotteln bilden.

Weiterhin gibt es verschiedenste Striegel, die Unterwolle und beginnende Verfilzungen herausschneiden. Fragen Sie am Besten im Fachhandel nach. Je nach Fellbeschaffenheit sind hier verschiedene Ausführungen geeignet.

Eine Zupfbürste mit Plastiknoppen auf den Borsten eignet sich um lockeres Fell auszubürsten, reicht aber bei viel Unterwolle meist nicht aus.

4. Druck erzeugt Gegendruck

Für die meisten Katzen ist das Festhalten beim Kämmen das Schlimmste. Versuchen Sie es einmal ohne Zwang oder nur mit ganz wenig Begrenzen statt Festhalten. Im Idealfall ist das aber gar nicht nötig.

5. Honorieren und Belohnen

Die Fellpflege-Prozedur muss sich in irgend einer Art und Weise für Ihre Katze lohnen. Loben und belohnen Sie sie mit allem, was Ihnen zur Verfügung steht und geizen Sie nicht damit. Je besser die Belohnung für Ihre Katze, desto schneller wird sie es akzeptieren, von Ihnen gebürstet zu werden.

6. Kleine Schritte – große Wirkung

Eine Katze ans Bürsten zu gewöhnen besteht aus vielen kleinen Schritten: Beginnen Sie damit, die neue (!) Bürste in den Alltag zu integrieren: legen Sie sie ganz beiläufig auf den Couchtisch. Wann immer sich Ihre Katze dafür interessiert, loben und belohnen Sie sie.

Wenn Ihre Katze die neue Bürste ganz toll findet, weil sie etwas Schönes ankündigt (Lob und Belohnung), nehmen Sie die Bürste einmal in die Hand, aber ohne die Katze damit zu berühren. Wenn die Katze das aushalten kann, ohne wegzulaufen, loben und belohnen Sie sie wieder.

Der nächste Schritt: nehmen Sie die Bürste in die Hand und bewegen Sie sie ruhig und gelassen auf die Katze zu und gleich wieder weg. Bleibt sie sitzen, hat sie sich Lob und Belohnung verdient.

Wenn die Katze entspannt bleibt, wenn Sie nach der Bürste greifen und sich damit der Katze nähern, können Sie damit beginnen, einen (!) kurzen, sanften Bürststrich auszuführen. Lob und Belohnung nicht vergessen!

Wenn Sie schon soweit sind, haben Sie es fast geschafft: Sie können ganz langsam und Wiederholung für Wiederholung die Anzahl der Striche erhöhen.

Und niemals vergessen: Pausen machen und erwünschtes Verhalten belohnen!

7. Erwartungen verändern

Ganz wichtig: Ihre Katze verbindet bisher die Bürste mit Zwang, Schmerz und anderen schlimmen Erwartungen. Durch eine langsame, liebevolle und vor allem sehr kleinschrittige Gewöhnung wie hier beschrieben, verändern Sie diese Erwartungshaltung: sie wird sich bald freuen, wenn Sie die Bürste hervor holen, weil sie weiß, dass dann tolle Dinge passieren.

Achten Sie unbedingt darauf, dass die Katze in positiver Stimmung bleibt, solange Sie üben.

Überfordern Sie die Katze nicht, halten Sie die Fellpflegeübungen kurz. Wird die Katze ungeduldig oder ruppig, haben Sie zu lange geübt. Am Anfang kann es sein, dass Sie nur eine halbe Minute oder ein, zwei Striche lang üben können. Wenn die Katze dabei aber ruhig bleibt, behält sie es in guter Erinnerung und freut sich aufs nächste Mal. So werden die Übungseinheiten langsam, aber stetig, länger.

Bleiben Sie am Ball und üben Sie regelmäßig, aber gönnen sie sich und Ihrer Katze auch einmal einen Tag Pause. Üben Sie nur solange am Stück, wie Ihre Katze entspannt bleibt und der Bürste oder Ihnen nicht ausweicht, nicht weggeht, knurrt, faucht oder nach Ihnen oder der Bürste schlägt, faucht oder knurrt.

Einige Katzen finden es toll, sich beim Bürsten hinzulegen, sich richtig lang zu machen oder sich irgendwo festzuhalten. Dafür eignen sich Kratz-Teppiche, die nicht wegrutschen oder eine weiche Unterlage vor einer teppichbezogenen Wand.

8. Strähnen herausschneiden – Sicherheitshinweis

Um die empfindliche Haut Ihrer Katze nicht versehentlich zu verletzen dürfen Sie nur parallel zur Haut schneiden oder scheren. Die Schere sollte zum einen scharf sein und zum anderen abgerundete Spitzen haben. Solche speziellen Fellpflegescheren gibt es im Tierbedarfshandel zu kaufen. Alternativ gibt es extra leise und schmale Schermaschinen für Hunde und Katzen.

Um ganz sicher zu gehen, gibt es einen Trick: Führen Sie einen Fellpflegekamm so unter die verfilzte Strähne, dass er zwischen Haut und Zottel liegt. Nun schneiden Sie mit Schere oder Schermaschine auf der Zottelseite am Kamm entlang. So schützt der Kamm zuverlässig die Katzenhaut vor Schnittverletzungen.

Gewöhnen Sie Ihre Katze vorher an das Geräusch der Schere oder Schermaschine, so minimieren Sie die Wahrscheinlichkeit, dass sie Ihre Katze unbeabsichtigt erschrecken und womöglich verletzen.

9. Wenn Sie allein nicht weiter kommen

Wenn Sie trotz dieser Tipps nicht weiter kommen, holen Sie sich Hilfe bei einer Katzenverhaltensberaterin. Sie hat weitere Strategien für Sie parat, mit Ihrer Katze an diesem Thema zu arbeiten. So lässt sich zum Beispiel über Clickertraining und andere Techniken viel erreichen.

by Anne-Katrin Mausolf